Geschichte

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Falkenstein

GründungsurkundeAm 11. April 1869 bekundeten 65 "Männer und Jünglinge" – so im Protokoll über den öffentlichen Aufruf des Gemeindevorstehers Dimpfl festgehalten – durch Unterschrift, dass sie sich an der "nützlichen und notwendigen Einrichtung der Feuerwehr" gerne beteiligen wollen. Dies war die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Falkenstein, auch wenn – Zitat aus dem Protokoll – "...vor der Hand nur bekannt gegeben wurde, dass die Organisierung der ins Leben zu rufenden Feuerwehr entweder von Seite des königlichen Bezirksamtes Roding oder von einem sonst geeignetem Individuum betätiget werden wird."
Zwar fehlt eine Gründungsurkunde, doch eine Bestätigung des Bayerischen Landes-Feuerwehr-Verbandes vom 1. Januar 1899 besagt, dass "...die Freiwillige Feuerwehr Falkenstein als Mitglied des Landes-Feuerwehrverbandes und als am 11. April 1869 gegründet in die Grundliste des Verbandes eingetragen ist."
Obwohl die Freiwilligen Feuerwehren früher im Gesetz als "Vereine nach bürgerlichem Recht" bezeichnet waren, zählten sie auch damals schon zu den öffentlichen Einrichtungen der Gemeinde. Im Bayerischen Feuerwehrgesetz vom 23. Dezember 1981 erfolgte eine gesetzliche Trennung dieser Doppelnatur. Das Gesetz ordnet den Gemeinden als Pflichtaufgabe den abwehrenden Brandschutz (= drohende Brand- oder Explosionsgefahren beseitigen und Brände wirksam bekämpfen) und technische Hilfsdienste (= ausreichende technische Hilfe bei sonstigen Unglücksfällen oder Notständen) zu. Zur Erfüllung dieser Aufgaben haben die Gemeinden gemeindliche Feuerwehren aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten. Zur Feuerwehr als Verein findet sich im Gesetz nur, dass die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren in der Regel von "Feuerwehrvereinen" gestellt werden.

Geschichte der Feuerwehr als öffentliche Einrichtung

Es lässt sich nicht mehr feststellen, welche Vorschriften für den Feuerwehrdienst nach der Gründung galten. In den Akten befinden sich aber noch im Original die "Statuten des freiwilligen Feuerwehrcorps Falkenstein" vom 12. Juli 1876. Laut diesen Statuten hatte die Feuerwehr den Zweck, das Leben und Eigentum der Bewohner Falkensteins bei Feuergefahr zu schützen. "Zu möglichster Erreichung erste Löschgruppedieses Zweckes ist militärische Ordnung und regelmäßig alle 14 Tage sich wiederholende Übung eingeführt." Die aktiven Mitglieder waren eingeteilt in eine Steiger-, eine Retter- und in zwei Spritzenrotten. Die Steiger hatten zunächst zu erkunden, ob Menschen zu retten waren, anschließend die Leitern so anzulegen, dass am wirksamsten gespritzt werden konnte. Aufgabe der Retter war neben der Rettung von Menschen vor allem auch die Rettung des Inventars. Die Spritzermannschaften bedienten die Löschmaschinen und besorgten das Löschen.
Bei der Gründung übernahm die Freiwillige Feuerwehr Löschgeräte vom Fürstlichen Haus Thurn und Taxis, das nach dem Marktbrand im Jahre 1800 erstmals eine Löschmaschine anschaffte. Die Herrschaft war an einem guten Feuerschutz interessiert, weil sie außer der Burg und der Schlosskapelle z.B. auch das heutige Rathaus und die jetzigen Anwesen "Schröttinger-Bräu" und "Gasthof zur Post" besaß.
Deshalb kaufte sie nach dem Großbrand in Falkenstein im Jahre 1846 eine neue zweispännige Druckspritze, bei der das Wasser aber auch noch mit Ledereimern in den Spritzkasten geschüttet werden musste. Außerdem wurde der Feuerwehr eine im Jahre 1867 vom Distriktrat erworbene Saug-Druckspritze mit zweirädrigem Transportwagen, allem sonstigen Zubehör und einem Vorderwagen mit Schlauchhaspel und Schläuchen zur Verfügung gestellt. Diese Spritze wurde 1950 der neu gegründeten FFW Völling zur Verfügung gestellt.
Aus Beschlüssen des Marktgemeinderates vom 6. September und 4. Dezember 1896 geht hervor, dass eine neue Löschmaschine angeschafft wird, weil die zwei vorhandenen Löschmaschinen sehr schwer zu bedienen sind. Zum Kauf gewährten die "Königliche Regierung" und die Münchner-Aachener-Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft Zuschüsse. Im Jahre 1922 kaufte die Gemeinde von der Das neue LF8 (1969)Firma Paul Ludwig eine neue Löschmaschine und 1928 von der gleichen Firma die erste Motorspritze.
1887 wurde eine zweiteilige, 12 m hohe Schubleiter beschafft; 1891 kam eine 8 m hohe Klappleiter hinzu und 1908 eine weitere mechanische Schubleiter.
Bis zum Jahre 1978 war die Ausrüstung der Feuerwehr in dem Garagengebäude auf dem Rathausplatz untergebracht, das bis 1967 Eigentum des Fürstlichen Hauses Thurn und Taxis war. Bei der Gründung der Feuerwehr wurde lediglich ein Steighaus errichtet.
Nach zweijähriger Bauzeit wurde im Jahre 1978 das neue Feuerwehrgerätehaus in der Krankenhausstraße bezogen. Der ursprüngliche Plan, das Garagengebäude auf dem Rathausplatz zu erweitern, war verworfen worden, was sich als großer Vorteil erwies. Relativ schnell stellte sich nämlich wieder ein Platzmangel ein. 1988 bis 1990 wurde das neue Gerätehaus von 2 auf 4 Stellplätze erweitert.

Die Feuerwehr als Verein

Fahnenweihe 1952Die Feuerwehr als Verein hatte bei der Gründung bereits eine ähnliche Struktur und Funktion, wie das heute der Fall ist. Es gab im Verwaltungsrat (jetzt die Vorstandschaft) neben dem Corpshauptmann (Kommandant), dem Adjutanten (Stellvertreter) und den Führern der einzelnen Rotten schon einen Vorstand, einen Sekretär (Schriftführer) und einen Kassier.
Der Feuerwehr gehörten auch Mitglieder an, die keinen aktiven Feuerwehrdienst leisten konnten. Nur sie hatten anfangs einen Mitgliedsbeitrag zu entrichten. In den Statuten ist auch zu lesen, dass zur geselligen Unterhaltung alle 14 Tage eine Versammlung stattfindet, man pflegte also nach den Übungen auch die Kameradschaft.
Im Jahre 1876, also relativ kurz nach der Gründung, kaufte die Freiwillige Feuerwehr Falkenstein bereits eine Fahne. Bestellt wurde sie nach einer Prospektvorlage in "Bonn am Rheine". Der Kaufpreis betrug 98 Gulden. Der Beschreibung nach handelte es sich um eine sehr schöne Fahne, die auf einer Seite ein weißes und auf der anderen Seite ein rotes Tuch hatte. Auf der weißen Seite stand eingerahmt von zwei in Kreuz liegenden Palmzweigen die Jahreszahl 1876, darunter in goldroter Schrift "Freiwillige Feuerwehr Falkenstein". Außerdem war auf dieser Seite das bayerische Wappen mit besonderen Verzierungen. Auf der roten Seite war in der Mitte eine vollständige Feuerspritze und in Gold die Aufschrift "Gott zur Ehr dem Nächsten zur Wehr". Diese Fahne war bis 1945 in Gebrauch und soll von amerikanischen Soldaten zerstört worden sein.
80-jähriges Gründungsfest (1952)Erst 1951 konnte sich die Freiwillige Feuerwehr Falkenstein wieder eine Fahne kaufen. Bezogen wurde sie von der Firma Schießl aus Regensburg zum Preis von 670,- DM. Die Fahne war im Gasthof "Schröttinger-Bräu" untergebracht und wurde beim Brand dieses Gebäudes im September 1974 stark in Mitleidenschaft gezogen. 1984 erwarb die FFW Falkenstein die jetzige Fahne von der Fahnenstickerei Kössinger in Schierling.
Der Kauf einer Fahne wurde vermutlich deshalb vordringlich getätigt, weil die Freiwillige Feuerwehr Falkenstein im Jahre 1876 erstmals ein Gaufest ausrichten durfte. Es begann am Samstag, den 1. Juli abends um 9.00 Uhr mit einem Zapfenstreich. Am Festsonntag erfolgte um 6.00 Uhr ein Weckruf durch die Straßen des Marktes. Um 9.00 Uhr war der Kirchenzug und um 14.30 Uhr der Festzug. Dabei wurden Ehrensalven gegeben. Um 11.30 Uhr hielt die Freiwillige Feuerwehr Falkenstein eine Schauübung ab. Das Fest endete mit einem Festball im Vereinslokal. Vorher wurde der Schlossberg um das Schloss herum noch durch bengalische Feuer beleuchtet. Dieses Gaufest, bei dem auch schon Festabzeichen verkauft wurden, war sicherlich ein großartiges Ereignis. Leider geht aus den Unterlagen nicht hervor, welche Feuerwehren vertreten waren.
Weitere Kreisfeuerwehrfeste (Gaufeste) fanden in Falkenstein statt am 20./21. Juni 1970 verbunden mit der 100-Jahrfeier und am 15./18. Juli 1994 wegen des 125-jährigen Bestehens.
Gründungsfeste feierte die Freiwillige Feuerwehr Falkenstein außerdem am 13./14. Juli 1929 (60 Jahre), am 5./6. Juli 1952 (80 Jahre, verbunden mit der Weihe einer neuen Fahne – sie wurde 1994 renoviert) und am 15./18. Juni 1984
(115 Jahre – wiederum verbunden mit einer Fahnenweihe).

Autor: Alfred Aschenbrenner